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BUCHBESPRECHUNG

Leben ist, wenn man trotzdem lacht

Diagnose Krebs – Wie ich im Internet Hilfe und Hoffnung fand
Anja Forbriger

Heyne Verlag, München 2001

ISBN 3-453-19067-X

Ein berührender Erfahrungsbericht einer jungen Frau, die gerade ihr zweites Studium abgeschlossen hatte, als sie von der Diagnose Morbus Hodgkin überrascht wurde. In einem leicht leserlichen Stil berichtet sie, was ihr in ihrer Patientenkarriere alles widerfahren ist und wie sehr ihr das Internet hilfreich war, um eigene Ängste zu reduzieren und mangelndes Wissen bei den behandelnden Ärzten auszugleichen.

Ein einschneidendes Erlebnis für die Patientin war die Rettung ihrer Milz, die nach den Behandlungsstandards ihrer Klinik entfernt worden wäre, hätte sie nicht kurz zuvor in einem amerikanischen Internet-Beitrag gelesen, dass die Milz bei einer anderen Behandlungsmethode erhalten werden kann.

Ab diesem Zeitpunkt wurde Frau Forbriger zu einer GIMP (gut informierte medizinische Patientin). Der zweite Teil ihres Buches – mit dem viel versprechenden Titel Sie sind nicht allein – befasst sich mit dem Internet und ihrem späteren Engagement im Aufbau eines Informationsnetzes für Krebspatienten und Angehörige (www.inkanet.de), einschließlich der Organisation von Internet-Kursen für Betroffene und bietet eine Unzahl von Internet Adressen.

Um die Wichtigkeit ihrer Arbeit zu verdeutlichen, lasse ich am besten die Autorin selbst argumentieren: „Informationen sind wichtig für Krebspatienten und ihre Familien. Sie müssen existenzielle Entscheidungen treffen ohne medizinische Vorkenntnisse, sind seelisch oft sehr belastet und auch häufig körperlich erschöpft. Informationen machen stark ...“

Im ersten Teil des Buches beschäftigt sie sich mehr mit dem psychosozialen Aspekt der  Vernetzung mit anderen PatientInnen, insbesondere dann, wenn es in einem Bundesland nur eine handvoll Leute gibt, die an der selben Krankheit und den selben Ängsten leiden und die Anzahl der Patienten zu gering ist, als dass eine europäische Klinik wirkliche Spezialisten hervor bringen könnte.

Im Chatroom hat sie zahlreiche medizinische Hinweise bekommen, wurde unterstützt, wenn sie am Verzweifeln war, fand „Gesprächspartner“ wenn sie in schlaflosen Nächten von der Angst überrollt wurde. Und sie hat ihren Humor wieder gefunden, der sich nur in einem Buchstaben vom Wort Tumor unterscheidet. „Wenn man Krebs hat, ist Spaß wichtig. Ohne Spaß kann man Krebs eigentlich nicht aushalten. ... mit etwas Leichtigkeit und Witz lassen sich besonders schwierige Situationen oft besser bewältigen. ... Wer ordentlich lacht, regt angeblich nicht nur seine Nachbarn an, sondern auch sein Immunsystem.“

Ein anregendes Buch! Frau Forbriger hat auch mich angeregt, mich mehr mit dem Internet zu beschäftigen und mich darin bestätigt, dass lachen gut tut.

© Dr. Herta Scheucher, Rudolf-List-Gasse 45, 8010 Graz, Tel. & Fax: 0316/46 38 74

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